Carmen - Film und Musik live

Musik von Georges Bizet, arr. S.L. Rothapfel & Hugo Riesenfeld 1915, Film von Cecil B. DeMille
Georges Bizet
1915
Dauer: 65'
Arrangement von S. L. Rothapfel & Hugo Riesenfeld (1915)

Besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika steigerte Cecil B. DeMilles Carmen-Film das könstlerische Ansehen des noch wenig populären Mediums. Mit Geraldine Farrar besetzte er „seine“ Carmen mit einer der bekanntesten Opernsängerinnen ihrer Zeit und nutzte gleichzeitig ihren Wert als Star för den Erfolg seiner Kinoproduktion. Auch auf der Opernböhne hinterließ Geraldine Farrars realistische Darstellung einen bleibenden Effekt auf viele spätere Interpretationen. 

DeMille zeigt eine progressive, moderne Frauengestalt, die ihrer Zeit weit voraus ist und mit dem Frauenbild um die vorletzte Jahrhundertwende ironisch spielt. Geraldine Farrar gibt eine selbstbewusste, verföhrerische Carmen mit aggressivem Sexappeal.

CARMEN dauert ungefähr eine Stunde und präsentiert die Geschichte in einer kompakten und tableauartigen Erzählweise. Diesem Ansatz entspricht die Filmmusik, die durch ihre große Klarheit beeindruckt. Der Carmen-Film von Cecil B. DeMille wurde 1996 restauriert. Im Jahre 2010 richteten Frank Strobel und Marco Jovic die von Hugo Riesenfeld adaptierte Begleitmusik för dieses faszinierende FilmKonzert ein.

Als Georges Bizet im Jahre 1875 seine neue Oper CARMEN uraufföhrte, war das Publikum pikiert: Selbst den Parisern war die dargestellte Frauenfigur zu unkonventionell und zu modern. Kaum anders war es Prosper Mérimée ergangen, der dreißig Jahre zuvor seine gleichnamige Novelle verüffentlicht hatte: Ein Skandal, schrieen die Kritiker. Mittlerweile zählen sowohl Mérimées Novelle als auch Bizets Oper zu den wichtigen Werken der abendländischen Kulturgeschichte. Immer wieder wurde die Geschichte neu erzählt und verfilmt. Alleine in den 1910er-Jahren entstanden in Europa und in den USA unzählige Verfilmungen des Stoffes, darunter von Regisseuren wie Raoul Walsh (1915), Charlie Chaplin (1915) und Ernst Lubitsch (1918).

Die Filmfassung von Cecil B. DeMille (1915) tritt unter den genannten hervor, weil sie ein fröhes Zeugnis öber das Aufeinandertreffen der beiden Erzählformen Musiktheater und Film gibt. Das noch junge Medium Film und das traditionelle Musiktheater beeinflussen und durchdringen sich. Besonders deutlich wird dieser Sachverhalt in der „Nummernhaftigkeit“ der Musik. Die von Hugo Riesenfeld adaptierte Originalmusik von Georges Bizet wird in der Tradition der Kinothekenmusiken an den Film angelegt und unterscheidet sich dadurch von den „durchkomponierten“ Filmmusiken ab den 1920er-Jahren. Auch die kleine Orchesterbesetzung verweist auf die Filmbegleitung der 1910er-Jahre. Anders als in den beliebten Operettenverfilmungen der Zeit verzichtete Hugo Riesenfeld bei seiner musikalischen Bearbeitung der Oper bewusst auf die Gesangsstimmen und instrumentierte die entsprechenden Nummern um.

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