Seither sind Generationen von Opernfreunden der unwiderstehlichen Kraft verfallen, die von dieser Musik ausgeht. Und selbst wenn schon manche Inszenierung Einfachheit mit Trivialität verwechselt hat, selbst wenn Carmens Popularität oft zur Verkitschung verführt hat, selbst wenn sich mancher zeitgenössischer Regisseur mit entstellender Verfremdungslust an dem Werk ausgetobt hat: Der innerste Kern bleibt unantastbar als musikalischer Ausdruck echten und aufrichtigen Lebens. Jenes Lebens, das in der Ouvertüre mit aufschiessendem Temperament in die Welt tritt und im Finale mit derselben südlichen Hitze die unvermeidliche Nähe zum tragischen Tod findet.
©Michael Eidenbenz