Symphonie Nr. 92 G-Dur, Hob. 1/92
Adagio
Menuetto. Allegretto
Finale. Presto
Die Symphonie Nr. 92 in G-Dur, Hob. I:92, auch als „Oxford-Symphonie“ bekannt, zählt zu den bekanntesten Werken von Joseph Haydn und steht exemplarisch für seinen reifen klassischen Stil. Sie entstand 1789, ursprünglich im Auftrag des französischen Grafen d’Ogny, und wurde bei Haydns Besuch in Oxford 1791 aufgeführt, anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Komponisten. Dieser Anlass verlieh der Symphonie ihren Beinamen.
Das Werk umfasst vier Sätze:
Adagio – Allegro spiritoso: Der erste Satz beginnt mit einer langsamen, majestätischen Einleitung, die von einer ruhigen, würdevollen Atmosphäre geprägt ist und spannungsvoll auf den lebhaften Hauptteil überleitet. Das folgende Allegro ist von vitaler Energie durchzogen, geprägt von rhythmischer Lebendigkeit und charakteristischen melodischen Einfällen. Haydn entfaltet hier meisterhaft Themenentwicklung und orchestrale Dialoge zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen.
Adagio cantabile: Der langsame zweite Satz, ein lyrisches Adagio cantabile in D-Dur, ist von außerordentlicher melodischer Schönheit. Die Holzbläser treten prominent hervor und schaffen eine intime, kammermusikalische Atmosphäre. Die schwebende Eleganz des Satzes wird durch subtile harmonische Wendungen und empfindsame Ausdrucksstärke unterstrichen.
Menuetto. Allegretto: Der dritte Satz ist ein elegantes und zugleich kraftvolles Menuett. Es verbindet höfische Grazie mit volkstümlichem Charme. Das Trio, kontrastierend im Ausdruck, hebt die Holzbläser besonders hervor und bietet eine charmante Abwechslung zur energiegeladenen Kraft des Menuetts.
Presto: Der Finalsatz ist ein spritziges, virtuos gestaltetes Presto. Es zeichnet sich durch spielerischen Witz, rasche dynamische Wechsel und rhythmische Finessen aus. Haydn demonstriert hier seine typische Kunstfertigkeit im Umgang mit musikalischer Überraschung, indem er Erwartungen gezielt durchbricht und das Orchester in schwungvollen, fast humorvollen Wendungen zur Entfaltung bringt.
Insgesamt besticht die „Oxford-Symphonie“ durch meisterhafte Orchestrierung, klare musikalische Formgebung und harmonische Raffinesse, welche sie zu einem exemplarischen Werk der Wiener Klassik macht und ihre Beliebtheit in Konzertprogrammen bis heute begründet.